Sehr geehrte, liebe Kolleginnen und Kollegen,
im Namen der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie darf ich Sie
herzlich zur 63. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für
Anästhesiologie und Intensivmedizin in Leipzig begrüßen.
Das Motto Ihres Kongresses lautet: AINS 2.0 – die Zukunft gestalten.
Damit soll der Ist‐Zustand beleuchtet und Perspektiven für die
Zukunft aufgetan werden.
Die Medizin von heute unterliegt einem Wandel in vielfacher
Hinsicht. Lassen Sie mich einige Aspekte dazu nennen:
Neueste Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung und technische
Innovationen haben unsere Therapiestrategien verändert. Durch die
Fortschritte und das hervorragende Zusammenspiel von operativer,
anästhesiologischer und intensivmedizinischer Exzellenz werden
komplizierteste Operationen ermöglicht, mit großer Sicherheit
durchgeführt und hoher Kompetenz intensivmedizinisch betreut. Auf
der anderen Seite wird vieles, was früher in aufwendigen
Operationen versorgt wurde, heute häufig minimal invasiv,
interventionell oder medikamentös behandelt. Dies verdanken wir
dem ständigen Fortschritt in der Medizin.
Seit langem ist bekannt, dass die Medizin mit all Ihren technischen
Errungenschaften, die wir unseren Patienten anbieten wollen, nicht
mehr bezahlbar ist. Von politischer Seite werden wir mit neuen
Gesetzesvorlagen konfrontiert. Nach Einführung des DRG‐Systems
sollen nun das Krankenhausstrukturgesetz und das
Versorgungsstärkungsgesetz mit Mindestmengen, der Einholung von Zweitmeinungen bei bestimmten Krankheitsbildern, der
Qualitätsoffensive mit qualitätsorientierter Vergütung oder die
Servicestellen mit Vergabe von zeitnahen Terminen ‐ um einige
Aspekte zu nennen ‐ die Krankenversorgung sichern und verbessern.
Das Berufsbild des Arztes hat sich geändert und wird sich weiter ändern. Das Arbeitszeitgesetz bestimmt unseren Ablauf und erfordert
ein ausgefeiltes Schichtsystem mit hohem personellen Aufwand. Die
zunehmende Feminisierung und der Wunsch nach ausgeglichener
Arbeitszeit und Freiraum für die Familie ‐ „work‐life‐balance“ ‐ machen neue Arbeitsmodelle notwendig. Der Arzt sieht sich mehr
denn je durch administrative und betriebswirtschaftliche Aufgaben
gefordert, die seine Zeit für die Tätigkeit als Arzt in unmittelbarem
Kontakt zum Patienten erheblich einschränken. Dies führt zu
Unzufriedenheit und Unattraktivität des Arztberufes.
Der Patient von heute ist ein aufgeklärter Patient. Er informiert sich
im Internet, vergleicht Therapiealternativen. Er will in der Regel kein
Leben um jeden Preis. Patientenverfügungen gehören zum klinischen
Alltag, begleiten unsere Visiten auf den Intensivstationen und
beeinflussen nachhaltig unsere Therapiestrategien.
Gestalten Sie die Zukunft, bringen Sie sich aktiv in den Prozess ein.
Formulieren Sie konstruktiv Ihre Bedenken, erarbeiten Sie
Alternativen. Der Arztberuf erfordert Idealismus und soziales
Engagement ‐ Dinge, die nicht in Regeln gepresst werden können. Die
Verantwortung um den Patienten muss jetzt und in Zukunft im
Mittelpunkt unseres ärztlichen Handelns stehen.
Das exzellente Programm Ihres Kongresses wird alle Bereiche der
Anästhesie und Intensivmedizin beleuchten und zu einer
Standortbestimmung beitragen.
Ich wünsche Ihnen einen informativen Gedankenaustausch und
konstruktive Diskussionen.
Mit freundlichen kollegialen Grüßen
Ihre
Professor Dr. Gabriele Schackert
Präsidentin der DGCH 2015/2016