Grußwort Prof. Dr. Gabriele Schackert

Professor Dr. Gabriele SchackertSehr geehrte, liebe Kolleginnen und Kollegen,

im Namen der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie darf ich Sie herzlich zur 63. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin in Leipzig begrüßen.

Das Motto Ihres Kongresses lautet: AINS 2.0 – die Zukunft gestalten. Damit soll der Ist‐Zustand beleuchtet und Perspektiven für die Zukunft aufgetan werden.

Die Medizin von heute unterliegt einem Wandel in vielfacher Hinsicht. Lassen Sie mich einige Aspekte dazu nennen:

Neueste Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung und technische Innovationen haben unsere Therapiestrategien verändert. Durch die Fortschritte und das hervorragende Zusammenspiel von operativer, anästhesiologischer und intensivmedizinischer Exzellenz werden komplizierteste Operationen ermöglicht, mit großer Sicherheit durchgeführt und hoher Kompetenz intensivmedizinisch betreut. Auf der anderen Seite wird vieles, was früher in aufwendigen Operationen versorgt wurde, heute häufig minimal invasiv, interventionell oder medikamentös behandelt. Dies verdanken wir dem ständigen Fortschritt in der Medizin.

Seit langem ist bekannt, dass die Medizin mit all Ihren technischen Errungenschaften, die wir unseren Patienten anbieten wollen, nicht mehr bezahlbar ist. Von politischer Seite werden wir mit neuen Gesetzesvorlagen konfrontiert. Nach Einführung des DRG‐Systems sollen nun das Krankenhausstrukturgesetz und das Versorgungsstärkungsgesetz mit Mindestmengen, der Einholung von Zweitmeinungen bei bestimmten Krankheitsbildern, der Qualitätsoffensive mit qualitätsorientierter Vergütung oder die Servicestellen mit Vergabe von zeitnahen Terminen ‐ um einige Aspekte zu nennen ‐ die Krankenversorgung sichern und verbessern.

Das Berufsbild des Arztes hat sich geändert und wird sich weiter ändern. Das Arbeitszeitgesetz bestimmt unseren Ablauf und erfordert ein ausgefeiltes Schichtsystem mit hohem personellen Aufwand. Die zunehmende Feminisierung und der Wunsch nach ausgeglichener Arbeitszeit und Freiraum für die Familie ‐ „work‐life‐balance“ ‐ machen neue Arbeitsmodelle notwendig. Der Arzt sieht sich mehr denn je durch administrative und betriebswirtschaftliche Aufgaben gefordert, die seine Zeit für die Tätigkeit als Arzt in unmittelbarem Kontakt zum Patienten erheblich einschränken. Dies führt zu Unzufriedenheit und Unattraktivität des Arztberufes.

Der Patient von heute ist ein aufgeklärter Patient. Er informiert sich im Internet, vergleicht Therapiealternativen. Er will in der Regel kein Leben um jeden Preis. Patientenverfügungen gehören zum klinischen Alltag, begleiten unsere Visiten auf den Intensivstationen und beeinflussen nachhaltig unsere Therapiestrategien.

Gestalten Sie die Zukunft, bringen Sie sich aktiv in den Prozess ein. Formulieren Sie konstruktiv Ihre Bedenken, erarbeiten Sie Alternativen. Der Arztberuf erfordert Idealismus und soziales Engagement ‐ Dinge, die nicht in Regeln gepresst werden können. Die Verantwortung um den Patienten muss jetzt und in Zukunft im Mittelpunkt unseres ärztlichen Handelns stehen.

Das exzellente Programm Ihres Kongresses wird alle Bereiche der Anästhesie und Intensivmedizin beleuchten und zu einer Standortbestimmung beitragen.

Ich wünsche Ihnen einen informativen Gedankenaustausch und konstruktive Diskussionen.

Mit freundlichen kollegialen Grüßen

Ihre

Professor Dr. Gabriele Schackert
Präsidentin der DGCH 2015/2016